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KULTURZENTRUM SAO PAULO GRUSSWORTE AN DIE AKADEMIE BRASIL-EUROPA PROF.DR. CARLOS AUGUSTO CALIL vorgetragen von Francisco Coelho CCSP anläßlich des Kolloquiums Interkultureller Studien 2004 unter Leitung von Antonio Alexandre Bispo
Im Name der Leitung des Kulturzentrums São Paulo möchte ich meine Freude und die aller Mitarbeiter zum Ausdruck bringen, diese Delegation hier zu empfangen. Dieses Kolloquium ist aus bescheidenen Anfängen entstanden, aus einem Kontakt mit Professor Dr. Antonio Alexandre Bispo, ein Idealist wie ich. Der Plan der Realisierung dieser Begegnung entwickelte sich und führte zu unserer heutigen Tagung. Wie ist die Idee eines Kulturzentrums von solchen Dimensionen in São Paulo entstanden? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir etwas über die Stadt São Paulo sprechen. Sir müssen zurückkehren in die 70er Jahre und sich in eine Stadt hineindenken, die das Verkehrsproblem bewältigen mußte. Die Autoindustrie, die hier seit den 50er Jahren ansässig war, entwickelte sich in beängstigender Weise. Die Notwendigkeit des Baus einer U-Bahn-Linie, die den Norden mit dem Süden der Stadt verbindet, sowie von neuen Straßen wurde offensichtlich. Eine dieser Straßen ist die Avenida 23 de Maio, die hier neben dem Zentrum verläuft. Mit der Eröffnung dieser Straße in einem Tal, wozu Enteignungen nötig wurden, entstanden freie, ungenutzte Flächen. Die Stadt São Paulo besitzt eine Bibliothek, die den Namen von Mário de Andrade trägt, ein Name von überregionaler Bedeutung. Sie war damals schon nicht mehr in der Lage, ihre Bestände an Büchern räumlich unterzubringen. In den 60er Jahren regte der Bürgermeister Olavo Setúbal den Plan an, dieses Gebäude als eine Bibliothek bauen zu lassen, um die Hauptbibliothek zu entlasten. An einer wichtigen Stelle des Verkehrssystems gelegen, sollte sie leicht vom Publikum erreichbar sein. Der Kultursekretär war zu dieser Zeit S. Magaldi, die Architekten waren E. Prado und L. Teles. Es war eine große Herausforderung, weil das Grundstück wegen des Abhanges Schwierigkeiten bot. Das Projekt bestand darin, das Gebäude an die Landschaft anzupassen. Ein unterirdischer Bau schien auch dafür geeignet, das Eindringen äußerer Geräusche zu verhindern. Nach einem politischen Wechsel in der Stadt wurde dieser Plan verändert. Inspiriert vom Zentrum Pompidou entstand die Idee, ein Kulturzentrum zu bauen. Dafür mußte das Gebäude nicht nur Bestände unterbringen sondern auch Veranstaltungen ermöglichen. Das Projekt wurde überarbeitet und diese Hörsäle, in denen wir uns heute befinden, entstammen bereits dieser zweiten Phase. Sie erwiesen sich als für ihre Zwecke nicht ganz geeignet, wurden aber vom Publikum der Stadt gut angenommen. Das Zentrum erscheint wie eine Straße: der Besucher, der aus der U-Bahn aussteigt, geht durch es hindurch und kann dabei von den kulturellen Angeboten angesprochen werden. 1982 wurde das Zentrum in einem unfertigen Zustand gleichsam als eine unvollendete Symphonie eingeweiht. Viel bleibt noch zu tun. Hierhin wurden Bestände überführt, die der Stadt gehören und zuvor an anderen Orten aufbewahrt waren: ein Teil der Bibliothek Mario de Andrade, vornehmlich die Abteilung für Kunst, die heute den Namen A. Volpi trägt, mit ca. 18.000 Bänden, sowie die Bestände der Pinakothek der Stadt, die Stiftungen und von der Stadt erworbene Werke herausragender Künstler des In- und Auslandes wie Portinari und Miró besitzt. Diese Kunstbestände werden nun in einer einzelnen Datenbank einheitlich katalogisiert, so daß der Interessent am Bildschirm alle Bestände durchsehen kann. In das Zentrum wurden auch die Bestände des IDART integriert, eine Institution, die seit 1975 mit dem Ziel arbeitet, die zeitgenössische Kunst Brasiliens zu dokumentieren, und heute in unserem multimedialen Archiv fortbesteht. Schließlich wurde auch das Zentrum des 1935 gegründeten Tonträgerarchivs Oneyda Alvarenga integriert. Das Kulturzentrum besitzt so ca. 18.000 Bände sowie etwa 6000 Bände in Blindschrift, zusätzlich 135.000 Bände der Sérgio-Milliet-Bibliothek und 8.000 Bände Zeitschriften. Unsere Site im Internet weist ca. 464.000 Besucher pro Jahr auf. Außer unseren Säle, die viel benutzt werden, haben wir auch Räumlichkeiten im Keller, die unter Adhemar Guerra von Theatergruppen benutzt werden. Es handelt sich um Räume, die nicht dafür konzipiert wurden, aber vielleicht gerade wegen ihres improvisierten Charakters vom Publikum gern in Besitz genommen wurden. Die Sorge der heutigen Verwaltung gilt der Erhaltung des Gebäudes, der Durchführung der nötigen Renovierungen, der Aktualisierung der technischen Ausstattung sowie der Einführung des Linux-Programms und eines Rundfunksenders. Wenn dieser Plan erfolgreich umgesetzt wird, dann werden Sitzungen wie die unsere durch den Sender ausgestrahlt werden können, was zur Demokratisierung der Informationen beitragen wird. Es ist hervorzuheben, daß die große Anlage des Kulturzentrums mit der neuen Datenbank eine Erweiterung erfahren wird. Die virtuelle Existenz des Zentrums wird ähnliche Eigenarten wie das architektonische Projekt haben. Der Benutzer wird durch den virtuellen Raum gehen können wie er durch das Gebäude des Zentrums gleichsam wie in einer Straße laufen kann. (...)