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de Ciência da Cultura e da Ciência
Akademie Brasil-Europa©
für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft

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aktuelle Website: www.akademiebrasileuropa.de

Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft: Ziele

Aus dem Vortrag zum Abschluß des Internationalen Kongresses Euro-Brasilianischer Studien im Museum Diplomatischer Geschichte des Außenministeriums Brasiliens in Rio de Janeiro 2002

Palácio Itamaraty. Congresso Euro-Brasileiro 2002
Aus dem Internationalen Kongress Euro-Brasilianischer Studien zum Abschluß des Trienniums wissenschaftlicher Tagungen der A.B.E. zu den 500-Jahr-Kommemorationen der Entdeckung Brasiliens im Museum Diplomatischer Geschichte des Außenministeriums Brasiliens in Rio de Janeiro 2002
Wissenskultur - Tradition ständiger Reflexion und Erneuerung

Die Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft (A.B.E.) gehört zu den ältesten international zusammengesetzten Organisationen, die sich dem Studium von Kultur und Wissenschaften über kulturelle Grenzen hinweg widmen.

Sie geht zurück auf einen Kreis von Gelehrten im Osteuropa des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts, die die Akademie-Idee 1919 nach Westeuropa und 1928 nach Brasilien brachten. Diese setzten sich für erneuernde und zukunftsweisende Strömungen in Kultur und Kunst ein. 1968 wurde die Organisation in São Paulo konzeptuell aktualisiert mit dem Ziel, Prozesse der Kulturdiffusion zu analysieren. Seit 1975 wurden in Europa Bemühungen zu ihrer Struktuierung unternommen. Nach mehreren Jahren der Vorbereitung erfolgte die Gründung ihrer europäischen Trägergesellschaft im Jahr 1985. 1989 wurde bei einem internationalen Symposium in Deutschland ihre theoretische Orientierung erneut diskutiert und 1992 ihr Fortbestehen auch nach dem Tod der letzten Zeitzeugen ihrer Entstehung bei einem Internationalen Kongreß in Rio de Janeiro beschlossen. 1997 ihr europäisches Sekretariat in Köln unter der Schirmherrschaft der Brasilianischen Botschaft eröffnet.

Dieser Weg über so viele Länder und einen so langen Zeitraum ist von faszinierender Vielseitigkeit. Nicht nur Kontinuitäten, sondern auch Diskontinuitäten, Veränderungen und Wechsel prägen ihre Entwicklung. Dies erfordert eine stetige Erforschung ihrer eigenen Geschichte, kritische Auseinandersetzungen mit Zielen und Konzepten, kontinuierliche Überprüfungen des Standortes und der Perspektiven und dementsprechend ständige Aktualisierungen und Erneuerungen. Eine grundsätzliche Öffnung für alle neuen Ansätze der Forschung und des Denkens verbindet sich hier mit der Bereitschaft, sich stets kritisch mit der eigenen Wissenskultur zu beschäftigen.

 

Kultur- und Wissenschaftswissenschaft

Die Akademie Brasil-Europa vertritt auf Grund ihrer eigenen geschichtlichen Situation die Auffassung, daß kulturwissenschaftliche Studien in engem Zusammenhang mit Wissenschaftsforschung betrieben werden sollen. Die Wissenschaftswissenschaft (engl. "science of science") ist mehr als Wissenschaftsgeschichte, aber auch umfassender als Wissenschaftssoziologie. Nicht nur die sozialen und soziokulturellen Bedingungen wissenschaftlichen Arbeitens, sondern auch die Voraussetzungen der Erkenntnisgewinnung und der Theoriebildungen, der Produktion, Vermittlung, Rezeption und Wirkung des Wissens sollen untersucht werden.

Diese Studien erfordern die Überschreitung von Grenzen und die Berücksichtigung von Zusammenhängen und Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Sphären der Kultur und des Wissens. Die Akademie ist demnach grundsätzlich inter- und transdisziplinär orientiert.

 

Natur und Leben

Das Verhältnis von Kultur und Wissenschaft zur Natur stellt für die A.B.E. gemäß ihrer Tradition ein zentrales Desiderat der Forschung dar. Wichtiges Ziel ist die Schaffung von Voraussetzungen für eine von Achtung vor dem Leben geprägten Haltung des Menschen gegenüber der Umwelt und anderen Lebewesen. Die Akademie ist somit einer Ethik verpflichtet, die Naturschutz grundsätzlich einbezieht.

Die theoretischen Auseinandersetzungen um die Entwicklung einer Kulturwissenschaft mit Umweltorientierung schließt dabei stets grundsätzliche Reflexionen über das Verhältnis von Kultur und Natur zu den verschiedenen Epochen und Kulturen mit ein.

Veränderungen in der Natur und in der Tierwelt - z.b. Fragen der Transplantation, Migration. Degradation und Regeneration - sollen in ihren Bezügen zu okkupatorischen und urbanisierenden Prozessen diachron und synchron stärker berücksichtigt werden. Naturgeschichte soll in die Kulturforschung unter aktuellen Gesichtspunkten und Methoden reintegriert werden.

 

Brasil-Europa

Die lange Geschichte der A.B.E. ist von reziproken Beziehungen zwischen Europa und Brasilien gekennzeichnet. Sie ist eine euro-brasilianische Organisation, deren Ziele aber nationale und kulturelle Grenzen übersteigen. Nationalistische und eurozentrische Einengungen sollen stets aufgespürt und überwunden werden.

Phänomene und Probleme in Kultur und Wissenschaft im Rahmen euro-brasilianischer Beziehungen werden als kontextualisierte Ansatzpunkte für die Reflexion über grundsätzliche oder übergreifende Fragen der Erforschung von Kultur und Wissenschaft behandelt.

 

Rolle der Musik

Die A.B.E. ist aufgrund der Besonderheiten ihrer langen Geschichte die erste Institution, die der Musik eine herausragende Stellung bei der theoretischen Auseinandersetzung mit Kultur- und Wissenschaftsforschung in umfassenden Zusammenhängen zuerkannt hat.

Im Verlaufe ihrer Geschichte haben sich Wandlungen in ihrer Aufmerksamkeit für musikologische Fragestellungen vollzogen. Sie war primär von der philosophischen Tradition des quadrivialen Systems geprägt, die die Musik eher im mathematischen Sinn auffaßte und den Blick auf die Proportionalitäten im Ordnungsgefüge der äußeren und der inneren Welt richtete. So erklärte sich das besondere Interesse für pythagoräisch geprägte Anschauungen und u.a. auch für die Bach-Pflege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Seit 1968 - mit der Gründung der Gesellschaft Neue Diffusion in São Paulo - richtete sich die Aufmerksamkeit vor allem auf Analysen der Durchlässigkeit von Trennwänden menschlicher Konstrukte in Kultur und Wissenschaft. Die damit einhergehende Dynamik von prozesshaftem Austausch, von Wandel, Synthesen, Synkretismen, Harmonisierungen und sympathetischen Vorgängen stand fortan im Mittelpunkt des Interesses.

Seit dem Internationalen Symposium von 1989 richten sich die Fragen vor allem auf die Rolle der Musik als Organisationsprinzip soziokulturellen Lebens, als kulturidentifikatorischer Faktor, als Element kultureller Inszenierung und als Mittel der Überwindung von Barrieren zwischen Klassen, Ethnien, Völkern, Nationen, Konfessionen, Geschlechtern u.a.

Es wird aber auch weiterhin reflektiert, inwieweit von hier aus die Analysen für die kulturanthropologische Erfassung innermenschlicher Vorgänge nützlich sein kann.

» Zu Grundüberlegungen aus der aktuellen Diskussion

 

Die Arbeit der A.B.E.

In ihrer langen Geschichte führte die Organisation zahlreiche Arbeitstage, Kurse, Vorträge, experimentelle Konzerte und Forschungsreisen durch.

Zu den besonderen Interessenfeldern der letzten Jahre zählten: Ausdifferenzierung akkulturativer Prozesse, metropolitane Ethnologie, Kulturforschung urbaner Entwicklungen, Strukturalismus und Geschichte, Ästhetik und Ethnologie, Verhältnis zwischen Kunst- und Popularmusik, Spontaneität in der Kultur, populäre, subalterne und marginalisierte Kulturkomplexe.

Mehrere wissenschaftliche Kongressen, Symposien und Kolloquien wurden veranstaltet, so z.B.

  • 1998 das internationale Symposium zu symbolischer Kulturanthropologie in Brasilien
  • 1999 der Kongress "Musik und Visionen" in Köln zur Einleitung der 500-Jahr-Feiern der Entdeckung Brasiliens
  • 2000 das internationale Symposium über Konzeptionen des Barock unter globalen Perspektiven zum Jahr Albert Schweitzers und Johann Sebastian Bachs
  • 2001 das internationale Symposium über Musik- und Kulturwissenschaft zu Beginn des 3. Jahrtausends
  • 2002 die internationalen Tagungen zur europäischen Dimension lusitanisch geprägter transatlantischer Kultur und zum Verhältnis zwischen Europa und dem musiksymbolischen Universum der Indianer sowie
  • 2002 der internationale Kongress für euro-brasilianische Studien "Musik, Projekte und Perspektiven" in Rio Grande do Sul, São Paulo und Rio de Janeiro. Hier wurden Fragen zu kulturidentifikatorischen Formungsprozessen, zur Migrationsforschung in post-kolonialen Kontexten, zu Mechanismen des Kulturwandels im Spannungsfeld ruraler und stammesbezogener Gesellschaften sowie zu Gedächtnis- und Geschichtskonzeptionen in Hinblick auf die Zukunft behandelt.
  • 2004 die internationale Tagung interkultureller Studien im Rahmen des Programms Poetik der Urbanität zur 450-Jahr-Feier der Stadt São Paulo

 

Selbständigkeit und Kooperation

Die A.B.E. ist allein ihrer Zielsetzung, ihrer Tradition und ihrer Geschichte verpflichtet, mit deren Kontinuitäten und Diskontinuitäten sie sich stets auseinandersetzt. Sie ist eine selbständige Organisation, die prinzipiell an keine Institution gebunden ist. Dennoch sucht sie die Kooperation mit anderen Einrichtungen und wurde bereits in ihrer Arbeit von zahlreichen offiziellen Organen, Universitäten, Museen und Nicht-Regierungsorganisationen unterstützt.

Die A.B.E. arbeitet ehrenamtlich. Sie wird getragen vom Kreis der Freunde und Förderer "Sigismund von Neukomm" - pro-Stiftung Akademie Brasil-Europa. Rechtsträger in Deutschland ist das I.S.M.P.S. e.V.

 

Sekretariat in Europa

Dieringhauser Str. 66, 51645 Gummersbach, Deutschland

 

 


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